Lehmminen und ein Waisenhaus

Für diesen Tag war eigentlich nur der Besuch des Kulturdorfes Kungoni geplant, doch, nachdem sich Henry etwas verspätete, haben wir noch einen interessanten Abstecher gemacht…

Zum Kulturzentrum Kungoni wollten wir mit dem Schulbus der BGA fahren, welcher selbst einige Stunden nach eigentlichem Startzeitpunkt noch immer nicht am Treffpunkt Schule angekommen war. Da wir uns zuvor über die (Lehm-)Ziegelherstellung informiert hatten, wollte uns Henry eine nahe gelegene Lehmmine zeigen. Auf dem riesigen Gelände herumzulaufen war sehr beeindruckend. Während uns bei noch recht niedrigen 25°C der Staub der trockenen Wege ins Gesicht wehte, erklärte uns Henry wie die Ziegelproduktion in solchen Minen genau abläuft.

Wer nicht auf niedriger Tagelohnbasis angestellt wird, pachtet sich meist ein Stück Land, um dieses dann auszuheben. Die Erde wird mit Wasser vermengt, anschließend in Formen gepresst und die daraus entstehenden Ziegel in der Sonne zum Trocknen ausgelegt. Wenn diese einigermaßen fest geworden sind, werden sie zu großen Öfen aufgestapelt, in welche unten Feuerholz geschoben wird, um die Ziegel zu brennen – eben einer der Gründe warum diese Art der Ziegelherstellung nicht besonders ökologisch ist und eine starke Belastung für die lokale Natur darstellt.

In diesen Lehmminen haben wir auch einige Kinder gesehen, manche nicht älter als 10 Jahre. Auch wenn Kinderarbeit in Malawi verboten ist, so wird dieses Verbot doch nur schlecht durchgesetzt. Vor allem in Ziegelfabriken, wie diesen, sind die Kinder meist auf Tagelohnbasis angestellt und deren Arbeit somit schwer nachvollziehbar.

Ein:e einzelne:r Arbeiter:in kann pro Woche zwischen 5000 und 8000 Ziegel herstellen. Für ein kleines Haus mit einer Grundfläche von vielleicht 20 m² werden ungefähr 40.000 Ziegel benötigt, hat uns Henry übersetzt. Das entspricht einer Arbeitszeit von 8 Wochen. 1000 Ziegel können für umgerechnet 15€ bis 17€ verkauft werden, an Großhändler aber oft billiger.

Nachdem wir schon eine kleine Traube an Leuten um uns herum gesammelt und einige Fotos gemacht haben, sind wir zur Beautiful Gate Academy gefahren, von welcher aus wir mit dem Bus starten konnten. Wegen der aktuell sehr hohen Benzinpreise haben wir oft den Bus genommen, da dieser als Diesel deutlich günstiger zu betanken war.

In Kungoni angekommen, haben wir einiges über die malawische Kultur gelernt. Beispielsweise spielen Tänze ebenso wie Masken in der Tradition eine große Rolle und werden teilweise geheim an die nachfolgende Generation weitergegeben. Des weiteren gibt es für den Beginn verschiedenster neuer Lebensabschnitte Rituale bzw. Zeremonien. Sehr wichtig ist dabei die Kopfrasur.

Zum Ausflug nach Kungoni ist auch ein kleiner Film entstanden.

Am Nachmittag wollten wir unsere Austauschschüler:innen zu Hause besuchen. Justus, Shafi, Matthew und ich sind gemeinsam zum Waisenhaus gefahren, in welchem sowohl Matthew als auch Shafi leben. Das riesige Gelände, welches uns von der Direktorin gezeigt wurde, ist vollständig aus Spenden finanziert, zu einem großen Teil aus den USA, und hat so ziemlich alles. Von einem eigenen Feld zum Anbau von Mais, Tomaten, Melonen und Auberginen über ein Fußballfeld bis hin zu einem kleinen Computerkabinett in einem sehr neuen Bau „findet sich alles“.

Außerdem beherbergt die Organisation eine Grundschule, sowie einen Kindergarten und natürlich mehrere Wohnhäuser. In jedem Haus gibt es eine „Mama“, welche sowohl in letzter Instanz für Ordnung und Sauberkeit sorgt, als auch eine Bezugsperson für die Kinder und Jugendlichen darstellt.

Auf dem Rückweg haben wir noch einen Zwischenstopp bei Matthews Mutter sowie seinen Geschwistern eingelegt. In dem sehr kleinen Haus wurden Justus und ich sehr freundlich willkommen geheißen und sofort zu Toast, Ei und Milch mit Zucker eingeladen. Da wir jedoch vor Dunkelheit wieder in der Lodge sein sollten, blieb leider nicht genügend Zeit und wir mussten doch recht schnell wieder aufbrechen. Sehr spontan hat uns Shafi auf dem Fahrradtaxi-Rückweg noch zu seiner Tante geführt, was nicht so ganz in unsere ursprüngliche Zeitplanung gepasst hat.

Den Tag ließen wir 6 Deutsche dann bei einigen Runden Skat, UNO und The Mind – teilweise ohne Strom – ausklingen.